Überall in der Natur begegnen wir rythmischen Zyklen. Da sind die ganz offensichtlichen wie Tag und Nacht, die Mondphasen, Ebbe und Flut, die Jahreszeiten usw. Aber auch in unserem Körper laufen während des Tages Rhythmen ab: So sind zum Beispiel unsere Organe in den Morgenstunden auf Ausscheidung, in den Nachmittagsstunden auf Aufnahme und während der Nacht auf Reparatur eingestellt. Wir erleben während des Tages rhythmische Leistungshochs und -tiefs. In der TCM kennt man sogar eine präzise Organuhr, nach welcher zu leben sinnvoll ist, weil wir so unsere Organe gezielt in ihrer Arbeit unterstützen können. Herz und Lunge arbeiten rhythmisch wie auch das craniosacrale System oder der weibliche Menstruationszyklus.
Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie, ging aber noch weiter: Er beschrieb die sieben-Jahres-Zyklen, welche auf kosmischen Gesetzen wie zum Beispiel den Mondphasen mit ihren 4x7 Tagen, begründen. Die magische Zahl sieben finden wir aber auch in vielen anderen Bereichen: Das weisse Licht, das von einem Prisma von sieben Farben gebildet wird; die Tonleiter besteht aus sieben Tönen; in der Mineralogie zählt man sieben Kristallsysteme und die Chemie gliedert man in sieben Gruppen. Wir teilen die Woche in sieben Tage und wir alle haben schon von den sieben Todsünden, den sieben Erzengeln und den sieben Weltwundern gehört. Wer kennt nicht das Märchen von den sieben Zwergen hinter den sieben Bergen...? Wir schweben gern im siebten Himmel und fürchten das verflixte siebte Jahr...
Nach dieser Philosophie nun sind laut Steiner in jedem Menschen bei dessen Geburt alle Wesensglieder veranlagt. In ungefähren sieben-Jahres Zyklen ist es dann aber am Menschen selbst, diese zur Reife zu bringen, ganz seiner individuellen Persönlichkeit entsprechend. Wie sich jede Mondphase aus vier siebner-Zyklen vollendet, beschreibt Steiner drei grosse Lebensphasen aus je 3x7 Jahren.
Die erste Phase im Leben eines Menschen, von null bis 21 Jahre, ist vor allem von der körperlichen Entwicklung geprägt. Der junge Mensch wirkt noch nicht wirklich auf sein Schicksal ein, vielmehr wirkt sich hier aus, was er in dieses Leben mitgebracht hat. Bis zu seinem siebten Lebensjahr, welches vom Zahnwechsel geprägt ist, ist das Kind noch über die Aura mit seiner Mutter verbunden und erst dabei, in seinem ICH zu erwachen. Mit der Einschulung lockert sich dieses Band allmählich. Und mit der Pubertät um das 14. Lebensjahr ist dann der Ätherleib fertig entwickelt und der Astralleib wird als eigenständiges Wesensglied bis zum 21. Lebensjahr ausgebildet. In dieser Zeit verändert sich der Körper entsprechend deutlich.
In der zweiten Phase, ab dem 21. Lebensjahr, gehts an die Selbsterziehung und Selbstverwirklichung. Es ist die Zeit der Familiengründung, der Karriere, des Hausbaus. Obwohl sich jetzt viel ums Aussen, um Status und Anerkennung dreht, sollte der Mensch während dieser zweiten Lebensphase sich seelisch weiterentwickeln und die entsprechenden, von Geburt angelegten seelischen Wesensglieder zur Vollendung bringen. So ist dies zwischen dem 21. und dem 28. Lebensjahr die Empfindungseele. Es ist die Zeit, seine Talente nach Aussen sichtbar zu machen - man wird zum bewussten Gestalter seines Schicksals. Vom 28. bis zum 35. Lebensjahr entwickelt der Mensch die Verstandesseele. Im Idealfall ist die Familienplanung bis zum 35. Geburtstag abgeschlossen. Mit der vollen Entwicklund der Bewusstseinsseele zwischen dem 35. und dem 42. Altersjahr kann ein Mensch als erwachsen und ausgebildete Persönlichkeit gelten.
Mit Beginn der dritten Phase schwinden langsam die Körperkräfte und der Mensch beginnt sich mehr dem Geistigen zuzuwenden. Im siebten Septennium macht sich Unzufriedenheit und Überforderung breit. Man fühlt sich allein und alte Strategien funktionieren nicht mehr. Es gilt, seinen Lebenssinn (neu) zu finden. Wo will ich hin, was will ich hinterlassen? Die Jahre vom 49. bis zum 56. Geburtstag sind die Jahre der Ernte. Wir ernten was wir gesät haben - im Guten wie im Schlechten. Es sind aber auch die Meisterjahre, in denen der Lebensgeist ausgebildet wird. Der Mensch darf erkennen, dass er nichts mehr muss, nur kann. Er soll jetzt lehren und anleiten. Während des neunten Septenniums, vom 56. bis 63. Lebensjahr lösen sich die geistig-seelischen Kräfte immer mehr vom körperlichen ab, so dass der Mensch frei wird. Es endet die Zeit des Geld verdienen müssens. Damit muss man zurecht kommen und seinen Wert neu definieren. Zum Beispiel mit gemeinnütziger Arbeit, künstlerischem Tätig sein, Enkel hüten oder auch fürs Alter tragfähige Freundschaften pflegen.
In früheren Zeiten entfalteten sich diese höheren Wesensglieder durch die gegebenen Lebensumstände. Diese Kräfte scheinen in der neuen Zeit immer mehr zu versiegen, so dass der Mensch mit Bewusstheit und Arbeit an sich selbst aktiv an der Entfaltung seines Wesens arbeiten muss. Diese Begebenheit sollten wir aber nicht negativ sehen, gibt sie uns doch auch die Möglichkeit, vom Opferbewusstsein ins Schöpferbewusstsein zu finden und damit unseren Planeten aktiv in Richtung globales Erwachen zu führen...
Die Entwicklungs der Wesensglieder nach Rudolf Steiner:
0 - 7 physischer Leib; 7 - 14 Ätherleib; 14 - 21 Astralleib
21 - 28 Empfindungsseele; 28 - 35 Verstandes- oder Gemütsseele (ICH); 35 - 42 Bewusstseinsseele
42 - 49 Geistselbst; 49 - 56 Lebensgeist; 56 - 63 Geistesmensch