In diesen Tagen beginnt die Blüte des Johanniskrauts. Sein botanischer Name Hypericum hat es von den alten Griechen. Diese banden den Büsten ihrer Götter zur Verehrung Johanniskraut um den Kopf - daher der Name hyper Ikon. Der bei uns bekanntere deutsche Name Johanniskraut, ist dem Heiligen Johannes dem Täufer gewidmet, dessen Fest am 24. Juni gefeiert wird - der Zeit in der das goldene Kraut zu blühen beginnt. Man scheint die Pflanze wegen der blutähnlichen Farbe ihres Safts mit dem Märtyrer in Verbindung gebracht zu haben.
In den altgermanischen Sonnenwendfeiern, welche heute noch begangen werden , spielt das Johanniskraut eine wichtige Rolle, da es die Sonne in sich trägt und somit als Lichtbringerin geehrt wird.
Die Blüte dauert bis in den September, die Pflanze selbst ist mehrjährig und wächst auf trockenen Wiesen, Waldrändern oder -lichtungen sowie an sonnigen Wegrändern. Sie lässt sich jedoch auch im Garten und sogar in Töpfen kultivieren. Die Einzelpflanze treibt mehrere bis zu einem Meter hohe, kantige Stängel mit vielen sonnengelben Blüten. Durch die Lupe betrachtet, erkennt man in den Blättern unzählige kleine Löcher. Weshalb die Pflanze in Frankreich Millepertuis (tausendmal durchstochen) heisst. Durch diese kleinen Löcher tritt das ätherische Öl aus, wenn man die Pflanze zerreibt, welches dann die bekannte rötliche Färbung hinterlässt.
Die beste Erntezeit ist in diesen Mittsommertagen, wenn die Sonne am längsten scheint und das Kraut in voller Blüte steht. Man sagt, die Pflanze saugt das Sonnenlicht auf um es in den dunklen Wintermonaten uns Menschen wieder abzugeben. Diese stimmungsaufhellende Wirkung des Johanniskrauts ist seit der Antike bekannt und geschätzt.Hauptverantwortlich dafür ist der Wirkstoff Hyperforin, welcher übrigens nur im Johanniskraut vorkommt. Es bringt die Nervenzellen im Gehirn wieder ins Gleichgewicht, was die antidepressive Wirkung erklärt. Siehe hierzu auch http://www.stjohnswortinfo.com/basics_hyperforin.html Achte bei der Ernte darauf, dass du nur intakte, hochwertige Blüten sammelst. Der beste Zeitpunkt ist vormittags, wenn der Tau abgetrocknet ist. Es sollte keinesfalls bei Regen geerntet werden.
Durch die oben bereits erwähnte stimmungsaufhellende und ausgleichende Wirkung wird Johanniskraut zum Beispiel gern bei Prüfunen, Stress, Trauer, Depressionen oder auch vorbeugend gegen Winterdepressionen eingesetzt. Weiter wirkt das Kraut antibakteriell, entzündungshemmend, schmerzstillend und schleimlösend. Im Handel, bei deinem Homöopathen oder Naturazt, erhältst du Johanniskraut in verschiedenen Darreichungsfotmen. Der Kräuterpfarrer Johannes Künzle empfahl in seinem grossen Kräuterheilkundebuch zur Stärkung von Lunge, Niere, Blase und Blut, gegen Bettnässen, Gelbsucht, Hysterie und Neuralgie eine Teemischung aus Johanniskraut, Schafgarbe und Knöterich zu gleichen Teilen. Hier findest du noch andere interessante Teerezepte https://www.kraeuter-verzeichnis.de/rez/Rezepte-Johanniskraut.htm
Homöopathisch kannst du Johanniskraut in Tropfen oder als Globuli einsetzen, zum Beispiel bei: Durchfall, Unruhe, trockener Haut, Kopfschmerzen, Wunden, Bronchitis, Verstauchungen und Prellunen. Frage deinen Homöopathen um die richtige Potenz und Häufigkeit der Gaben. Öl oder Salbe verwendest du bei Muskelschmerzen, Gicht, Rheuma, rissiger Haut, Neurodermitis, Insektenstichen usw.
Denke daran, dass deine Haut durch die Verwendung von Johanniskraut Produkten lichtempfindlicher wird und du schneller einen Sonnenbrand oder Pigmentflecken bekommen kannst.
Achtung: wenn du Medikamente einnimmst, sprich unbedingt mit deinem Arzt darüber, bevor du Johanniskraut anwendest, um unerwünschte Wechselwirkungen mit deinem Medikament zu vermeiden! Dies gilt ebenso, wenn du als Frau die Pille zur Verhütung benutzt!
Ebenfalls wird schwangeren und stillenden Frauen von Hypericum abgeraten. Obwohl keine Hinweise auf Schädigungen an Kindern bekannt sind, ist man vorsichtig, da noch keine ausreichenden Untersuchungen und Studien gemacht worden sind. Äusserlich sei jedoch die Anwendung von Johinniskrautöl zur Heilung eines Dammschnitts nach der Geburt unbedenklich.
So, vielleicht hast du Lust bekommen, dir dieses Jahr auch dein eigenes Johanniskrautöl herzustellen?
Dann teile ich hier gern mein selbsterprobtes Rezept mit dir:
Fülle zwei bis drei Handvoll frischgepflückte Johanniskrautblüten in ein durchsichtiges Einmachglas und übergiesse die Blüten mit einem halben Liter nativem Olivenöl. Schliesse das Glas und stelle es für zwei Wochen an die Sonne. Schüttle das Glas täglich ein bis zwei Mal. (Mein Ritual ist, bei Sonnenauf- und -untergang)
Nach zwei Wochen filterst du das Öl ab. Drück das Filtertuch gut aus und gib frische Blüten in das Öl. Schliesse das Glas wieder und stelle es für weitere zwei Wochen an die Sonne, mit täglichem Schütteln.
Nun kannst du dein wunderschön rotglänzendes Öl filtern und in dunkle Flaschen abfüllen. Bewahre es an einem kühlen Ort auf und freue dich bei jedem Gebrauch über ein bisschen Sonne vom letzten Sommer...